Seit dem Jahr 1982 ist die Göttinger Sportszene um einen Verein reicher. Damals nahmen die Hockeyspieler, die sich bis dahin unter dem Dach des ESV Rot-Weiß Göttingen zusammengefunden hatten, ihre Geschicke allein in die Hand. Sie traten ab dem 1. Juli 1982 unter dem neuen Namen Hockey-Club Göttingen e.V. auf. Die Anfänge des Hockeysports in Göttingen liegen indes weiter zurück. Im Herbst 1945 hatten die Kriegswirren einen Volksschullehrer mit Namen Hans Rochlitz in die Universitätsstadt Göttingen verschlagen. Der gebürtige Berliner fing sogleich an, um Aufmerksamkeit für seinen Sport – den Hockeysport – zu werben. Dass zu Beginn nicht alles einfach für ihn war, ist wohl der damaligen Zeit geschuldet. Um den Sport populär zu machen und dem Hockey eine Heimat zu geben, bot er sich Göttinger Vereinen als Abteilungsleiter einer neu zu gründenden Hockeyabteilung an.
Viel Engagement und Raffinesse führten im März 1946 zum Erfolg. Auf der Jahreshauptversammlung des Turn- und Sportverein von 1861 Göttingen wurde der Aufbaueiner Hockeyabteilung beschlossen, Hans Rochlitz wurde Abteilungsleiter und die eigentliche Arbeit begann. Die Requisiten, an denen zu damaliger Zeit eklatanter Mangel herrschte, wurden so nach und nach von den in Göttingen stationierten englischen Soldatenmannschaften erworben. Gegen diese wurden dann auch die ersten Spiele absolviert. Sein Engagement als Lehrer führte auch dazu, dass viele seiner Schüler mit dem Hockeyspielen begannen. Darunter waren viele, die in dem Göttinger Hockey lange verbunden waren und später die Geschicke im HCG lenkten. Ebenso war es Hans Rochlitz zu verdanken, dass das Hockeyspiel an der Göttinger Universität eingeführt wurde.
Spätestens seit den 60er Jahren ist Hockey in Göttingen eng mit dem Hochschulsport verbunden. Ein Beweis für den Stellenwert des Göttinger Unihockeys ist das von der Uni seit 1953 veranstaltete Rolf Danker Gedächtnisturnier (ehem. Mannschaftsführer der Unimannschaft), das lange Jahre als eines der höchstklassigen Hallenturniere in Deutschland galt. Zum 1.4.1958 verließ dann die Hockeyabteilung den Verein Tuspo und schloss sich ab jetzt dem Eisenbahnersportverein von 1928 Rot-Weiß Göttingen an. Aus wirtschaftlichen Erwägungen und im gegenseitigen Einvernehmen wurde dieser Schritt vollzogen. Insbesondere das kostenlose Bahn- und Busfahren bei den Eisenbahnersportvereinen, wie es wohl damals üblich war, soll zu der Entscheidung beigetragen haben. Als Vorsitzender der Hockeyabteilung im neuen Verein fungierte Günter Stollberg. Während dieser Zeit, etwa Mitte der 60er Jahre, wurde dann der Naturrasenplatz auf der Bezirkssportanlage am Greitweg gebaut, auf dem unser Club auch heute wieder spielt. Bis dahin wurden Hockeyspiele auf dem Fußballplatz des ESV Rot-Weiß absolviert. Das Einweihungsspiel des neuen Platzes bestritten eine Niedersachsenauswahl sowie das Nationalteam Neuseelands.
Irgendwann im Laufe der Jahre offenbarten sich Differenzen zwischen Gesamtverein und Hockeysparte. Organisatorische Probleme und das Gefühl, als Abteilung vernachlässigt zu werden, ließen erstmals Gedanken an einen reinen Hockeyverein aufkommen. Natürlich hatte der Wechsel von Rot-Weiß in die Eigenständigkeit auch einen finanziellen Hintergrund, da die Gelder der Mitglieder in zu geringem Maße wieder an die Abteilung ausgeschüttet wurden. So wurde dann zum 1. Juli 1982 der Hockey-Club Göttingen e.V. aus der Taufe gehoben und die gesamte Hockeyabteilung des ESV Rot-Weiß wechselte geschlossen zu dem neuen Verein. Dieser Schritt ist bis heute nicht bereut worden. Erleichtert wurde die Entscheidung durch die Möglichkeit, für den Spielbetrieb weiterhin die städtischen Anlagen nutzen zu können, so wie es seit jeher praktiziert wird. Aufgeben musste man in diesem Zusammenhang die Clubanlage mit Clubhaus an der Grätzelstrasse. Einige ehemalige Schüler von Hans Rochlitz gehörten zum Gründungsvorstand des HCG. Darunter Wolfgang Himme (†) als Geschäftsführer, in (niedersächsischen) Hockeykreisen besser bekannt unter seinem Spitznamen Lupo, sowie Werner Kellermann (†) als zweiter Vorsitzender. Außerdem gehörten dazu Jürgen Knöfler als erster Vorsitzender, Volker Kregel als Pressewart sowie Günter Behrens als Schatzmeister.
Nach 33 Jahren existiert der HCG immer noch ausschließlich als Fachverein für die einzige Sportart Hockey. Die Mitgliederzahl beträgt im zur Zeit etwa 150, davon sind etwas über 60% Erwachsene und fast 40% Jugendliche. In Ermangelung einer eigenen Clubanlage ist der Verein für die Abwicklung des Spiel- und Trainingsbetriebes stark auf die Unterstützung der Stadt Göttingen angewiesen, was über die Jahre sehr gut funktioniert hat. Seit Bestehen des HCG findet der Hallenspielbetrieb in der Sporthalle der Geschwister-Scholl-Gesamtschule (ehemals KGS, Kooperative Gesamtschule) statt. Gleich nebenan befindet sich der Naturrasen der Bezirkssportanlage Greitweg, der zu Zeiten von Rot-Weiß gebaut wurde, auf dem Feldhockey in Göttingen stattfindet. Pflege und Betrieb der Hockeysportstätten liegt somit in städtischer Hand. Einzig der Wunsch nach einem Kunstrasen konnte dem „kleinen“ HCG bislang nicht erfüllt werden.
Als Treffpunkt für die Mitglieder und Gäste nach Spiel bzw. Training dient unser sog. Clubraum. Dieser befindet sich an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule und wurde 1983 von den Mitgliedern für unsere Zwecke umgebaut und eingerichtet. Eine erneute Renovierung 2013 und die Abnahme durch das Bauamt Göttingen 2014 sicherten sein Fortbestehen. Trotz des einfachen Charakters finden hier alle kleinen und großen Clubaktivitäten statt und alle fühlen sich hier wohl.
Die sportlichen Möglichkeiten des HCG definieren sich durch die zwei Faktoren Naturrasen und personelle Fluktuation. Als kleiner Verein in einer Region, die traditionell von den großen Ballsportarten Basketball, Handball, Volleyball und Fußball beherrscht wird, tut sich der HCG schwer in der Gewinnung von Mitgliedern, insbesondere im Nachwuchsbereich. Obwohl der Verein aktiv Werbeaktionen und Schulhockey-Kooperationen durchführt, gelang es lange nicht ausreichend junge Mitglieder zu gewinnen. Dank Carsten Gerken war es wieder ein Lehrer, der ab 2013 zunächst seine eigenen Schüler, dann durch Mundpropaganda immer mehr junge Menschen vom Hockeyspielen überzeugte. So haben wir aktuell eine solide Basis mit zwei aktiven Mannschaften im C-Bereich und einer Mannschaft im A-Bereich.
Durch die lange Flaute im Jugendbereich hängt der Club noch immer sehr stark von Neuzugängen ab. Hier profitiert er im erwachsenen Bereich sehr von der Universität. Viele junge Spieler haben, bedingt durch ihr Studium, den Weg nach Göttingen gefunden. Aufgrund des engen Kontakts zum Hochschulsport finden sie ihren Weg zum HCG, darunter auch der eine oder andere höherklassige Spieler (Christoph Mies, Peter Buddenberg, Lars Böckmann). Sie heben das sportliche Niveau kurzfristig, verlassen den Verein aber früher oder später wieder. Entweder um die sportliche Herausforderung bei einem höherklassigen Verein zu suchen oder spätestens durch das Ende ihres Studiums. Des Weiteren fehlt mit dem Naturrasen eine Argumentationshilfe, um diese Leute zum Bleiben in Göttingen zu bewegen.
Doch auch der HCG hat jugendliche Spieler in Auswahlmannschaften Niedersachsens und weiter gebracht. 2006 spielte Cornelius Möhring (Jg. 91, A-Knaben) in der Auswahl seines Jahrgangs. Das prominenteste Beispiel ist aber sicherlich die ehemalige Nationalspielerin und Olympiasiegerin Franziska Gude (www.franzigude.de). Als gebürtige Göttingerin hat sie das Hockeyspielen im Alter von 8 Jahren erlernt. Ihre Hockeykarriere hat sie später in Hannover und Köln fortgesetzt.
Unsere aktiven Wettkampfkader sind großer Fluktuationen durch zu- und wegziehenden StudentInnen unterlegen. Am stabilsten sind die Zahlen der Herren, wo die erste Mannschaft mit wechselnden Erfolgen in der Oberliga Niedersachsen/Bremen (Halle) bzw. Verbandsliga I Niedersachsen (Feld) spielt. Die Höhepunkte waren je zwei Teilnahmen an den Relegationen zur Regionalliga auf dem Feld und in der Halle. Auf dem Feld scheiterte man 1994 knapp gegen den Marienthaler THC, ein Jahr später in Braunschweig gegen Victoria Hamburg. In der Halle unterlag man 2002 bei Phönix Lübeck und 2004 beim UHC Hamburg. Seit der Hallensaison 2014/15 sind unsere ersten Herren in der Halle wieder in der Oberliga Niedersachsen/Bremen vertreten. Während der Hallensaison besteht eine zweite Herrenmannschaft, die in der 3. Verbandsliga spielt. Hier sammeln dann die männlichen Jugend A Spieler erste Erfahrungen im Erwachsenenbereich. Während der Feldsaison wird wegen der benötigten Anzahl von Spielern meist nur eine Mannschaft gestellt.
Die Damen des HCG sind seit einigen Jahren während der Hallensaison wieder in der Oberliga aktiv. Trotz der immensen Fluktuation im Kader schaffen sie es seit 2011 immer wieder auf einen sicheren Platz im Mittelfeld. Zwischenzeitlich konnten wir sogar eine zweite Mannschaft für die Verbandsliga melden. Diese zerfiel aber durch den Weggang vieler Spielerinnen nach einer Saison wieder. Während der Feldsaison macht sich der große Anteil von Studentinnen besonders bemerkbar, da diese in den Sommersemesterferien oft nicht in Göttingen sind. Während der Feldsaison spielen unsere Damen darum in der Kleinfeldliga Niedersachsen.
Die Jugendlichen des HCG umfassen die Altersgruppe von 6 bis 18 Jahren. Da nicht immer genügend SpielerInnen für eine Altersklasse zur Verfügung stehen, müssen häufig Mannschaften aus altersübergreifenden Jahrgängen gebildet werden. So besteht die aktuell gemeldete A-Knaben Mannschaft sowohl aus Mädchen, als auch aus SpielerInnen aus dem B-Bereich. Bei den jüngeren C-Knaben und -Mädchen sind es ausreichend viele SpielerInnen, dass sogar zwei Mannschaften gemeldet werden konnten. Eine Lücke klafft allerdings im Jugend A und B Bereich, in dem aktuell kein Training stattfindet.
Für alle Hockeyinteressierten Erwachsenen ohne Wettkampfambitionen bieten unsere Schaumschläger eine Anlaufstelle. Ursprünglich haben sich unsere SeniorInnen zu einer Spaßmannschaft zusammengefunden, woraus sich eine Freizeit- und Elternhockeymannschaft herausgebildet hat. Neben dem wöchentlichen Training fahren die Schaumschläger in wechselnder Besetzung auf ca 2-3 Turniere im Jahr. Hierbei bereisen sie ganz Deutschland und 2012 waren sie sogar in den Niederlanden. Bei allem Hockey steht allerdings immer der Spaß im Vordergrund. Seit inzwischen 10 Jahren veranstalten die Schaumschläger im Februar das Gänselieselturnier, zu dem 10 Mannschaften aus dem gesamten Bundesgebiet kommen. Über 100 FreizeithockeyspielerInnen tummeln sich dann ein Wochenende lang in der GSG Halle.